Vilpian, eine Fraktion der politischen Gemeinde Terlan liegt auf 228 Meter oberhalb des Meeresspiegels, zwischen den Städten Bozen und Meran im Südtiroler Etschtal. Der Name Vilpian leitet sich vom leiteinischen Wort Villaplana (Ort in der Ebene) oder vom römischen Prädialname Vulpianum (Besitz eines Vulpius) ab. Auf der Stufe vom römischen Volpianum wurde der Name Vülpian eingedeutscht und ergab durch die bairische Entrundung den Namen Vilpian.
Es ist für ein kleines Dorf, wie es Vilpian ist, eigentlich sehr ungewöhnlich, dass zwei Kirchen nebeneinander stehen! Die Alte und die Neue Pfarrkirche!
Beide haben sie als Kirchenpatron den hl. Josef.
19. März für die Alte Pfarrkirche (Nährvater Jesu, Bräutigam der Gottesmutter Maria, Patron der Gesamtkirche, Landespatron Tirols)
1. Mai für die Neue Pfarrkirche (Josef der Arbeiter)
Die Alte Pfarrkirche Sie wurde 1639 als Kuratialkirche erbaut, nachdem man den Vorgängerbau zum größten Teil geschliffen hatte (bei den Ausgrabungen 2oo8 von Seiten des Bodendenkmalamtes kamen Reste der Kirche und der Altarblock zum Vorschein). Es ist ein schmucker Bau, den man gerne noch `barock` nennen darf. Es ist ein einfacher Bau mit einer Tonne im Schiff und einem Kreuzgratgewölbe, der mit einem gerade abschließenden Chorraum endet. Das Innere der Kirche gleicht einer Hofkirche, da es mit viel Geschmack und Liebe ausgemalt worden ist. Es ist im Verhältnis zu anderen Kirchen ein kleiner Bau, aber sehr reizvoll. Im Jahre 1865 bekam die Kirche einen Glockenturm mit Rundbogenschallfenstern und einer achteckigen Spitzpyramide und eine Kirchturmuhr, deren Uhrwerk in der Kirche zur Besichtigung wieder aufgestellt wird. Aus wie vielen Glocken das Geläute damals bestand, wissen wir heute nicht mehr. Jedenfalls mussten im 1. Weltkrieg Glocken abgeliefert werden und in den 2oer Jahren des 2o Jahrhunderts. wurden zur alten Glocke aus dem 19. Jahrhundert, welche in der Kirche zum Anschauen ausgestellt wird, zwei italienische (faschistische) Glocken geliefert. Eine von diesen kommt in den neuen Turm als Totenglocke (sie ist dem hl. Antonius von Padua geweiht), die andere wurde verkauft. Da das Geläute klanglich nicht `gut` war, entschied sich der Pfarrgemeinderat zur Anschaffung eines neuen Geläutes, welches, gestiftet von einer wohlhochgeborenen Contessa aus Florenz, von der Firma Grassmayer in Innsbruck am 15. Mai 2oo8 gegossen wurde. Es besteht aus sechs kleinen Glocken, welche klanglich zum Hauptgeläute im neuen Kirchturm genau dazupassen, nur zwei Oktaven höher! Die Glocken des Hauptgeläutes tragen die folgenden Namen:
Hl.stes Herz Jesu.
Hl. Josef.
Hl. Maria.
Die Zimbelglocken sind relativ klein, aber dickwandiger, deshalb Zimbelglocken. So sind die elf Glocken klanglich perfekt aufeinander abgestimmt! Die Patrone dieser Glocken sind folgende:
Hl. Francesca von Rom.
Sel. Kardinal Alfred Ildefons Schuster von Mailand.
Sel. Kaiser Karl I. von Österreich.
Hl. Nikolaus von Myra und hl. Antonius von Padua.
Hl. Franziskus und hl. Klara von Assisi.
Hl. Martinus von Tours.
Gehen wir um die Kirche, so fallen die Grabsteine (acht) an der Kirchenwand auf! Sie stammen aus dem 19. und dem 2o. Jahrhundert und zeugen davon, dass es an der Kirchenwand, um die Kirche herum, Gräber gab. Auch beim Bau des Hinterlüftungsschachtes rings um die Kirche wurde diese Vermutung bestätigt, da einige Skelette gefunden wurden. Die Praxis, die Toten so nahe wie möglich an einer Kirche zu bestatten, ist sehr alt. Bei adeligen und bürgerlichen Familien war es sogar Brauch, die Särge unter die Kirchenmauern zu schieben, dass der Tote so nahe wie möglich beim Allerheiligsten im Kircheninneren ruhen konnte. Auch gab es Bruderschaften, deren Mitgliederlisten unter dem Tabernakel geschoben wurden, um so Christus zu bitten, über die Mitglieder einen besonderen Schutz zu erflehen. Einige Grabsteine sind auch noch von den Geistlichen Herrn, welche hier in Vilpian Kuraten gewesen. Der Schacht wurde mit Platten aus grünen Sarner Porphyr abgedeckt. Vor dem Hauptkirchentüre, rechts, hat sich ein Weihwasserbecken befunden, welches freigelegt wurde, restauriert und im Kircheninneren wieder aufgestellt wird. Es könnte sich um ein Taufbecken aus der Barockzeit handeln. Es mit zwei Engelsköpfen verziert! Vor der Kirchtüre befinden sich zwei Gruftplatten, welche mit Schriften versehen, die aber kaum mehr lesbar sind (da auf ihnen gegangen wurde und wird). Wo die Platten früher gelegen, wissen wir nicht mehr. Die zwei Fenster links und rechts vom Haupteingang, welche mit einer Sandsteinfassung versehen, erlauben uns einen Blick in das Innere der Kirche zu werfen. Das Innere wirkt sehr harmonisch und wurde im Laufe der zeit kunstvoll eingerichtet. Woher einige sakrale Gegenstände stammen ist unklar, jedenfalls wurden sie nicht für diese Kirche gemacht. Im Zuge der Restaurierung der Kirche in den Jahren 2oo8/o9 wurde der alte Boden der Kirche, welcher in den 6oer Jahren des vorigen Jahrhunderts verlegt wurde, entfernt und die Kirche bekam einen neuen, bestehend aus Sandsteinplatten aus Möltner Sandstein, fein geschliffen, gemischt rot und weiß, schachbrettförmig diagonal verlegt. Reste des alten Kirchenbodens (gefärbte Betonplatten) um den Hochaltar wurden als Muster in der Sakristei verlegt. Der Hochaltar aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist durch einen Säulenaufbau mit Volutengiebel gekennzeichnet und besitzt Seitentüren. Auffallend sind die beiden Statuen Cosmas und Damian, welche den Hochaltar flankieren. Da dieses heilige Märtyrerbrüderpaar nichts mit dem Patrozinium des hl Joseph zu tun haben und es sich bei dieser Kirche nicht um ein Quellheiligtum handelt, worauf diese Heiligen meist verweisen, nehme ich an, dass diese Statuen aus der Kirche Kosmas und Damian in Siebeneich stammen, als diese profaniert wurde, genau so wie die beiden Engel am Hochaltar, welche Märtyrerpalme und einen Lorbersiegeskranz hielten. Sie könnten alle vier auf dem Hochaltar in einer anderen Kirche gestanden. Einer der beiden Engel, sowie der Corpus des Tabernakelkreuzes, wurden bei einem Einbruch in die Kirche gestohlen, jetzt aber wieder nachgeschnitzt. Die Engel werden jetzt Attribute (Zeichen) des hl. Josephs tragen. Das Hochaltarbild im Zentrum des Altars aus dem 18. Jahrhundert (Öl auf Leinwand) zeigt die hl. Familie, also Maria, Joseph und Jesus! Es ist weder signiert noch datiert. Den Altar schließt, statt eines Giebelbildes, eine Figur aus Holz des Hl. Geistes ab. Der Seitenaltar, stilistisch dem Hochaltar angepasst, auch mit Säulenaufbau, um 18oo, ist sehr einfach gehalten. Das Zentrum des Altares bildet eine Nische, welche einer knienden Madonna aus dem 16. Jahrhundert (Gotik) Raum schenkt. Diese Figur besitzt einen ausdrucksvollen Kopf und das Kleid der Mutter Gottes besitzt einen knitterigen Faltenwurf. Ein kleines Herz-Jesu-Bild schließt als Giebelbild den Altar nach oben ab. Ober der Sakristeitür wird wieder ein Bild (Öl auf Leinwand; nicht signiert und datiert) des hl. Antonius von Padua angebracht werden. Es wurde in einem Abstellraum der Kirche gefunden und mustergültig restauriert, ebenso die 14 Kreuzwegstationen aus dem 18. Jahrhundert, welche wieder in der Kirche ihren Platz finden werden. Sehenswert ist auch die Statue des heiligen Märtyrers Johannes Nepomuk (geboren um 135o in Pomuk bei Pilsen in Tschechien, ertränkt am 2o. März 1393 in der Moldau bei Prag in Tschechien) (aus dem 18. Jahrhundert - fast lebensgroß), welche in einer für diese Statue geschaffenen Nische an der Nordwand ihren Platz gefunden. Da er in der Moldau bei Prag unter König Wenzel IV. ertränkt wurde, gilt er neben dem heiligen Nikolaus (geboren um 28o/286 in Patara in Lykien, heute Ruinen bei Kalkan (?) in der Türkei, gestorben zwischen 345 und 351 in Myra, dem heutigen Demre in der Türkei), der ja Bischof der Hafenstadt Myra in Kleinasien gewesen, als Wasserpatron. Zahlreiche Kirchen, Kapellen und Weg- und Brückenkapellen sind dem Heiligen geweiht. Da Vilpian öfters vom möltner Bach überflutet wurde, galt ihm in Vilpian besondere Verehrung. Durch die Regelung des Flussbettes kam es in den letzten Jahrzehnten zu keiner Überschwemmung mehr. Hier ist vielleicht zu bemerken, dass das Dorf Vilpian auf einen Schuttkegel liegt, welchen der möltner Bach mit seinen Materialablagerungen im Laufe der Jahrhunderte geschaffen hatte. Im römischen Wort Villaplana (Vilpian), also vor über 2ooo Jahren verwendet, sprach man noch von einer Siedlung in der Ebene. Also war die Gegend noch nicht so sehr vom möltner Bach überschwemmt gewesen. Interessant ist auch die Ewig-Licht-Ampel. Sie passt stilistisch nicht zum Kircheninneren. Die Kanzel, um 18oo, auch einfach und schlicht gehalten, kann über Sakristei und Turm erreicht werden. Sie befindet sich an der linken Seite des Kircheninneres. Die Orgel der Kirche wurde um 186o vom Orgelbauer Alois Schönach erbaut. Schönach stammte aus dem Stanzertal bei Landeck und er hatte ab 1841 in Meran seine Niederlassung. In Südtirol stehen von ihm Instrumente in Matsch, St. Valentin auf der Heide und in Kastelruth. Unter den letzten Instrumenten, die Schönach geschaffen, könnten jene von Pufels und Vilpian fallen. Die Orgel steht auf der Empore oberhalb des Eingangsbereiches, also an der Westseite der Kirche. Das Instrument wird von einer weiteren kleinen Sängerempore umrahmt, was Zeugnis für die damalige kirchenmusikalischen Praxis ist, dass der Gesang in dieser Zeit meist nicht durch einen ganzen Chor vertreten, sondern meist von vier Sängern, bzw. Sängerinnen. Ebenso an der der Nordwand der Kirche befindet sich ein viereckiger Reliefstein aus dem 14. Jahrhundert (gotisch), welcher vermutlich einen Bergknappen sowie Werkzeuge zum Bergbau und ein Spruchband zeigt! Die Kirche könnte also den Knappen aus der Gegend von Vilpian, Terlan, Nals und Tisens als ihre Votivkirche gedient haben. Sehr schön ist auch das Altarsilber. Zahlreiche Silberleuchter und Reliquare schmücken die Altäre an Fest- und Werktagen. Die Kirche wird aus Sicherheitsgründen beim Eingangsbereich durch ein schmiedeeisernes Gitter abgegrenzt. Sie kann täglich besucht werden, aber eben nur im Bereich des Eingangs kann sie betreten werden!
Die Neue Pfarrkirche Wir schreiben das Jahr 1949! Am 2o März wurde der Grundstein für die Neue Pfarrkirche unter Hochw. Herrn Richard Zwerger gelegt. 195o war sie im Rohbau fertig gestellt und 1955 konnte die Kirche dann, nach einjähriger Bauzeit, vom Erzbischof von Trient eingeweiht werden. Nach Plänen des Architekten Franz Petek aus Meran wurde die Kirche im Basilikenstil erbaut. Der Glockenturm, welcher ebenfalls geplant gewesen wäre und für den schon die Fundamente gegossen, wurde nie errichtet. Unter Hochw. Herrn P. Severin Santer OT wurde Architekt Hubert Amplatz aus Bozen beauftragt, zum Herz-Jesu-Jubiläum 1996, ein Kirchturm zu planen. Er wurde, nach vielen Diskussionen, dann doch erbaut und mit einem Save-Regina-Gloriosa-Geläute versehen. Die "Vilpianer Große" ist zum Gedenkjubiläum dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht. Auffallend sind sofort die zwei, von Prof. Franz-Josef Lenhart aus Meran gemalten, anbetenden Engel an der Außenfassadenwand der Kirche. Betreten wir die Kirche, so fällt sofort ihre Helligkeit und ihre Schlichtheit, aber trotzdem ihre Eleganz auf. Bei der Restaurierung 2oo2 wurde das Erscheinungsbild der Kirche völlig verändert. Der Kirche wurde ein neuer Fußboden aus weißem Laaser Marmor geschenkt, der Hochaltar wurde entfernt, dessen Altarplatte wird in der neu errichteten Taufkapelle aufbewahrt. Ein neuer Volksaltar, entworfen vom Künstler Josef Brunner aus Meran und von der Firma Höllrigel aus Lana ausgeführt, ist nun das Zentrum der Kirche Auf dem Altarrelief ist Christus als der wahre Weinstock zu sehen. Zwölf Kerben um diesen Weinstock symbolisieren die zwölf Apostel, stellvertretend für alle Glaubenden, welche sich um Christus versammeln und mit ihm verbunden sein wollen. Neben dem Tisch des Hl. Mahles wurde auch ein neuer Ambo, als Tisch des Wortes, geschaffen. Er wurde mit den Symbolen der vier Evangelisten versehen. Auffallend ist auch der frei stehende Tabernakel. Das Tabernakeltürchen trägt sieben Sterne, verweisend auf die sieben Sakramente der katholischen Kirche. Wuchtig ist auch das große Kreuz aus dem 17. Jahrhundert an der Kirchenwand im Presbyterium. Es ist eine Leihgabe des Meraner Stadtmuseums. Die Seitenaltäre Sind sehr schlicht gehalten. Sie bestehen aus roten Marmorplatten, die als Altarplatten dienten. Ober diesen sind links eine Statue Mariens und rechts eine des hl. Joseph angebracht. Es sind Arbeiten des Grödners Bildhauers Ferdinand Stufflesser aus dem Jahr 1958. Prägend für das Gesamtbild der Kirche sind auch die vierzehn Kreuzwegstationen. 19 gemalt vom Priestermaler und Brixner Domherr Johann Baptist Oberkofler aus St. Johann im Ahrntal. Einen besonderen Platz nimmt die neue Orgel der Kirche der italienischen Orgelbaufirma ein. Im Zuge der Gesamtrestaurierung wurde auch eine Taufkapelle an der Südseite der Kirche geschaffen. Im Fußboden ist, durch die Verwendung blauen Marmors, das Wasser des Jordans angedeutet, welches zum Taufstein hinfließt, bei dem ein Täufling durch das Bad der Wiedergeburt in die Gemeinschaft der Glaubenden aufgenommen wird. Neben der Taufkapelle bietet auch ein Beichtraum den Gläubigen das Sakrament der Buße zu empfangen. Ein Beichtstuhl aus der Kirche wurde in diesen Raum gegeben. Für die Glasmalereien konnte 1955 Josef Widmoser in Innsbruck gewonnen werden... Pater Martin Steiner