Das Amt für Bodendenkmäler hat in Terlan neben der Pfarrkirche eine frühchristliche Taufkirche ausgegraben. Anlass für die Ausgrabungen bot die Errichtung eines privaten Wohnhauses. Dem Fund kommt eine ganz besondere Bedeutung zu, da er ein wichtiges Zeugnis der Christiansierung des gesamten Südtiroler Raumes darstellt. Dies war auch der Grund weshalb der Dekan von Terlan, Seppl Leiter, anlässlich der Dekanatskonferenz einen Besuch des Bischofs bei der Grabungsstätte organisiert hat.
Bei dem frühchristlichen Baptisterium, das allen Anschein nach in das 5. - 6. Jahrhundert n. Chr. datiert, handelt es sich um einen kreisrunden Zentralbau von 11 m Durchmesser. In der Mitte liegt das gemauerte 100 x 160 cm große und ca. 140 cm tiefe Taufbecken, das ursprünglich mit sorgfältig zugehauenen Steinplatten aus amniotischem Kalk aus dem Trentino verkleidet war. Es diente dazu die Immersionstaufe, bei welcher der Taufbewerber im Wasser eintauchen konnte, vorzunehmen. Zur damaligen Zeit wurden vorwiegend Erwachsene getauft, in späterer Zeit, als die Christianisierung weit fortgeschritten war, überwiegt die Kindertaufe und Becken dieses Ausmaßes verlieren an Bedeutung.
Das Areal um das Baptisterium diente als Friedhof: es konnten insgesamt 14 römerzeitliche und frühmittelalterliche Bestattungen, darunter einige mit sehr qualitätvollen Beigaben, freigelegt werden.
Die zur Taufkirche gehörende Gemeindekirche (Ecclesia) befand sich aller Wahrscheinlichkeit unter der heutigen Pfarrkirche. Die erste Erwähnung der Kirche geht auf das Jahr 1236 zurück: "In pertinentia Novae Domus ad Terlano in Coemiterio Ecclesiae S. Mariae retro Chorum ecclesiae". Errichtet wurde die Kirche jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach in weit älterer, frühmittelalterlicher Zeit: Darauf könnte, neben den Grabungsfunden, auch das Marienpatrozimium hinweisen.
Die Kirche lag vermutlich an der via Claudia Augusta, die in der Römerzeit errichtet wurde und den norditalischen Raum mit der Hauptstadt der Provinz Raetia, Augusta Vindelicum (das heutige Augsburg) verband.
In der Römerzeit war das heutige Terlan intensiv besiedelt, dies belegen nicht nur die neuesten Grabungen. Bereits Karl Atz, der verdienstvolle Kunstkonservator der k.k. Zentralkommission sowie Pfarrer von Terlan, berichtet von einem im Jahr 1890 "nur wenige Meter vom Chor der Kirche entfernt" gefundenen Grab. Auf einen römerzeitlichen Ursprung deutet auch der Name des Dorfes selbst.
Die Siedlung bestand auch im Frühmittelalter weiter, auch der bedeutenden Verkehrsader Claudia Augusta kam noch große Bedeutung zu.
In dieser Zeit wurde das Baptisterium errichtet, die einzige bisher im Südtiroler Raum nachgewiesene Taufkirche mit einer so aufwendigen Konstruktion aus frühchristlicher Zeit.
Das Taufbecken wurde fachgerecht abgedeckt und befindet sich vollständig konserviert unter dem Fußboden des Erdgeschosses des neu errichteten Hauses. Auf eine Musealisierung wurde zur Zeit verzichtet, da die neue Struktur nicht den geeigneten Rahmen bietet.
(verfasst von Dr. Catrin Marzoli, Amt für Bodendenkmäler)